www.reimbibel.de Reimbibel – Heitere Aufklärung über das „Buch
der Bücher“
Rede von Wolfgang
Klosterhalfen in Köln auf Domplatte, 21.9.2012
(Eine von mehreren Reden bei
einer Kundgebung der gbs-Kinderrechtskampagne „Mein Körper gehört mir“)
Sehr geehrte Damen und Herrn,
liebe Mitstreiter und Mitstreiterinnen,
ich heiße Wolfgang
Klosterhalfen, bin Prof. für Medizinische Psychologie und Mitglied des etwa
4000 Menschen umfassenden Förderkreises der Giordano-Bruno-Stiftung. Diese
Stiftung betreibt gemeinsam mit dem Verein Evolutionäre Humanisten
Berlin-Brandenburg und dem Humanistischen Pressedienst in Berlin die Kinderrechskampagne
„Mein Körper gehört mir“. Die genannten Vereinigungen setzen sich für die
Förderung eines naturalistischen, nicht-religiösen Weltbildes sowie für eine
strikte Trennung von Staat und Kirche ein. Von der Internetseite www.hpd.de aus finden Sie Näheres über diese
Organisationen und ihre Ansichten zur Frage religiös motivierter Beschneidungen
von Jungen.
Die rituelle Entfernung der
Vorhaut von männlichen Säuglingen und Knaben stellt einen schwerwiegenden,
irreversiblen und folgenreichen Eingriff in die körperliche Unversehrtheit dar.
Die rituelle Beschneidung verstößt gegen das Wichtigste aller Menschenrechte,
nämlich das auch im Grundgesetz verankerte Recht auf körperliche
Unversehrtheit. Dieser brutale Brauch aus der Bronzezeit verstößt zudem
gegen Artikel 24 (3) der
UN-Kinderrechts-Konvention: „Die
Vertragsstaaten treffen alle wirksamen und geeigneten Maßnahmen, um
überlieferte Bräuche, die für die Gesundheit der Kinder schädlich sind,
abzuschaffen.“
Es handelt sich um eine
absichtlich durchgeführte Körperverletzung, bei der hochsensibles und für die
sexuellen Empfindungen besonders wichtiges Gewebe entfernt wird. Nicht selten
treten postoperative Komplikationen auf. Die Tatsache, dass Millionen Juden
während der Nazi-Zeit und schon jahrhundertelang davor ermordet wurden, ändert
daran nicht das Geringste. Auch die heutigen Schandtaten, bedauerlichen
Vorurteile und Feindseligkeiten gegenüber Juden und Muslimen ändern nichts an dem Tatbestand der
Körperverletzung.
Die Zwangsbeschneidungen an
wehrlosen Kindern werden häufig ohne Betäubung durchgeführt. Sie sind dann
extrem schmerzhaft. Man sehe und höre sich dazu mal ein Video an. Ich bin mir
sicher, dass die Abstimmung im Bundestag zur Legalisierung solcher religiös
motivierten Körperverletzungen anders ausgefallen wäre, wenn alle Abgeordneten
vorher solche Videos gesehen hätten. Es hätte auch nichts geschadet, wenn sie
sich zuvor gründlich über die negativen Folgen der Vorhautentfernung informiert
hätten. Statt dessen ist die Mehrheit der Abgeordneten vor der jüdischen,
muslimischen und christlichen Lobby eingeknickt. Man hat nicht Herz und
Vernunft sprechen lassen, sondern hat Legenden aus der Bronzezeit und aus dem
frühen Mittelalter zum Maßstab der Entscheidung gemacht. Auch für den Bundestag
gilt: Sich informieren und nachdenken ist besser als buckeln und nachbeten.
Nun setzt sich auch noch der
Bundespräsident für den Beschneidungswahnsinn ein.
Dazu kann ich nur sagen:
Trotz Bundespräsidentgeschwätz: in Deutschland gilt das Grundgesetz! In Artikel
140 heißt es:
„Jede Religionsgesellschaft ordnet und verwaltet ihre
Angelegenheiten selbständig innerhalb der Schranken des für alle geltenden
Gesetzes“.
Wäre der Bundestag
konsequent, müsste er sich auch – der Thora folgend - dafür aussprechen, dass
Homosexuelle, Ehebrecher, Gotteslästerer und wiederholt ungehorsame Knaben
gesteinigt werden. Juden müssten Unbeschnittene gemäß Genesis, Kap. 17, aus dem
Volk ausrotten. In Deutschland wäre das die Mehrheit der Juden, denn die
meisten von ihnen sind aus der ehemaligen Sowjetunion eingewandert und
unbeschnitten. Von wegen ohne Beschneidung sei jüdisches Leben in Deutschland
nicht möglich. Wenn Bräuche alt sind und angeblich auf göttlichen Befehlen
beruhen, heißt das noch lange nicht, dass sie gut sind. Außerdem muss man
fragen: Wer ist Gott und wenn ja: wie viele? Hindus z.B. haben da ganz andere
Vorstellungen.
In den prüden USA wurde die
Beschneidung eingeführt, um das Masturbieren zu erschweren. Vernünftige Gründe für
die rituelle Beschneidung gibt es nicht. Gegen HIV und Co. sollte man sich
nicht durch eine Beschneidung, sondern durch Kondome schützen. Außerdem haben
bekanntlich Säuglinge und kleine Kinder noch keinen Geschlechtsverkehr.
Eltern können glauben, was
sie wollen. Sie können ihre Kinder religiös indoktrinieren, aber sie dürfen sie
nicht körperlich schädigen. Auch dann nicht, wenn sie glauben, ihren Söhnen mit
einer rituellen Beschneidung etwas Gutes zu tun. Menschenrechte gelten auch für
Kinder. Kinder brauchen liebevolle Eltern, die die Entwicklung ihrer Kinder
fördern. Die allermeisten jüdischen und muslimischen Eltern lieben natürlich ihre
Kinder. Bei der Beschneidung handelt es sich aber nicht um Entwicklungshilfe
oder Erziehung, sondern im Grunde um eine Respektlosigkeit. Im übrigen glaube
ich nicht, dass ein gütiger Gott in Rage geriete, wenn man Jungen verschonen
würde, bis sie mit 14 oder 18 Jahren selbst entscheiden können, ob sie sich was
von ihrem Penis abschneiden lassen wollen.
Text dieser Rede:
www.reimbibel.de/R1.htm
Infos zur
Beschneidung: www.reimbibel.de/Beschneidung.htm