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„Mutter“ Teresa: Heilige oder unbarmherzige Schwester?

Ein wesentliches Merkmal der römisch-katholischen Kirche (RKK) ist deren Verlogenheit. Heutzutage wird meistens nicht plump gelogen, sondern bei Bedarf zur Täuschung der Öffentlichkeit die Wirklichkeit extrem einseitig dargestellt.

Verlogen ist insbesondere der Umgang der RKK mit der Bibel (Verschweigen unangenehmer Forschungsbefunde, einseitiges Zitieren, opportunistisches Interpretieren), ihrer eigenen Geschichte (s. z.B. www.reimbibel.de/Kirche-im-Dritten-Reich.htm www.reimbibel.de/KG.htm ), ihren Finanzen und sozialem Engagement (s. Violettbuch Kirchenfinanzen von Carsten Frerk), dem Zölibat, den Sexualstraftätern in ihren Reihen und den Opfern dieser Täter.

Zum unredlichen Gebaren der RKK gehören auch Selig- und Heiligsprechungen verstorbener Katholiken und Katholikinnen.

Allein Papst Johannes Paul II. hat 1338 Seligsprechungen und 482 Heiligsprechungen vorgenommen. Zu den Seliggesprochenen gehört auch Kardinal von Galen, der ein Kriegshetzer war und sich erst spät öffentlich gegen die Euthanasie-Verbrechen der Nazis ausgesprochen hat. Zu diesem Zeitpunkt waren schon 70.000 Menschen umgebracht worden. Danach wurde weniger auffällig weitergemordet.

Die 2003 in einem Eilverfahren selig gesprochene „Mutter“ Teresa (MT), die bürgerlich Anjezë Gonxhe Bojaxhiu hieß, wird schon heute von vielen als eine Heilige verehrt. Lebenslauf und weitere Informationen: http://de.wikipedia.org/wiki/Mutter_Teresa .

Einige Kritiker halten die Nobelpreisträgerin (1979) jedoch für eine unbarmherzige Schwester, die zum Nachteil von Hilfsbedürftigen in erster Linie ihre religiösen Spinnereien pflegte. Der Schwerpunkt der Kritik an MT bezieht sich auf das von ihr geleitete Sterbehaus in Kalkutta. Es scheint MT in erster Linie darum gegangen zu sein, in den Leidenden Jesus zu begegnen, d.h. ein eigenes religiöses Bedürfnis zu befriedigen: „Jesus in der Gestalt des Brotes und in den zerstörten Körpern unserer Armen, das ist der selbe Jesus“.

Das entscheidende Problem war, dass MT das Leiden der Sterbenden verherrlicht hat, und es deswegen nicht durch eine bessere Hygiene, eine angemessene ärztliche Versorgung oder starke Schmerzmittel reduzieren wollte. Für die sterbenden Hindus gab es schmale Pritschen in einem mit fünfzig Männern oder Frauen überfüllten Raum, Nummern über den Pritschen, schlechtes Essen, keine Möglichkeit, sich außerhalb des Betts zu bewegen, Besuchsverbot, nicht-sterilisierte Spritzen, schlecht ausgebildetes Personal, überforderte Helfer, und – ein Ausdruck christlicher Respektlosigkeit – Taufwasser.

MT hat anscheinend Hunderte von Millionen Dollar veruntreut (ohne sich persönlich zu bereichern), die ursprünglich gespendet wurden, um Leiden zu lindern. Einen Teil davon hat vermutlich der Vatikan für die Missionierung von „Heiden“ ausgegeben. Öffentlich zugängliche Rechenschaftsberichte haben die (un)barmherzigen Schwestern der „Nächstenliebe“ bisher nicht vorgelegt.

Ausführlichere Kritiken:

Kritische Videos:

Die Finsternis im Herzen der „Mutter“ Teresa (Buchrezension)

Gegen den Willen der Verstorbenen hat Brian Kolodiejchuk in einem Buch zahlreiche Briefe und Notizen von „Mutter“ Teresa veröffentlicht, die die innere Verzweiflung dieser leidenschaftlichen und an ihrem Glauben leidenden katholischen Missionarin dokumentieren.

Anjezë Gonxhe Bojaxhiu, geboren 1910 in Skopje, hat sich als ein Werkzeug Gottes gesehen: „Gott liebt die Welt heute so sehr, dass Er Sie gibt, dass Er mich gibt, um die Welt zu lieben, um seine Liebe zu sein, sein Mitleid.“ (S. 343)

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Sie war als „Braut Christi“ geradezu süchtig nach dem Leiden, dem eigenen und dem Anderer. Sie wollte Jesus in Schmerz, Elend und seelischer Not nahe sein, in den Gepeinigten begegnen: „Ich möchte eine Heilige werden, indem ich das Dürsten Jesu nach Liebe und nach Seelen stille.“

(S. 172) „Leiden, Schmerz, Versagen – ist nichts anderes als ein Kuss von Jesus, ein Zeichen dafür, dass du Jesus am Kreuz so nahe gekommen bist, dass Er dich küssen kann.“ (S. 327) „Wir müssen das Dürsten eines unendlichen Gottes stillen, der vor Liebe stirbt. Nur totale Hingabe kann den brennenden Wunsch einer wahren Missionary of Charity erfüllen. Sein Sühneopfer zu sein – zu seiner Verfügung zu stehen.“ (S. 383)

An einer Verbesserung der Lebensumstände der Armen in Kalkutta, von deren eigener Religion in dem ganzen Buch nicht die Rede ist, war sie wenig interessiert: „Wir sind keine Sozialarbeiter. Wir sind kontemplative [=beschauliche] Schwestern im Herzen der Welt. 24 Stunden am Tag sind wir mit Jesus.“ (S. 332) „Die Armen sind verbittert und leiden, weil sie nicht das Glück kennen, die die Armut mit sich bringen kann, wenn sie für Christus ertragen wird …“ (S. 114) Wieviele Hindus die „Schwestern der Wohltätigkeit“ auf welche Weise missioniert haben, wird in Teresas Niederschriften nicht erörtert.

Anrührend ist die Beschreibung ihrer inneren Not von 1950 an (Gründung des Ordens) bis zu ihrem Tod im Jahr 1997:

„Der Platz Gottes in meiner Seele ist leer“ (S. 13); „Herr, mein Gott, wer bin ich, dass Du mich im Stich lassen solltest? Das Kind Deiner Liebe – das nun meistgehasste – dasjenige, das Du weggeworfen hast als unerwünscht – ungeliebt.“ (S. 220); „Die Einsamkeit des Herzens, das nach Liebe verlangt, ist unerträglich. – Wo ist mein Glaube? – Selbst tief drinnen in meinem Innersten ist nichts als Leere & Dunkelheit. … Wenn es einen Gott gibt, verzeih mir bitte.“ (S. 221); „Was tust Du, Mein Gott, jemand so Kleinem an?“ (S. 222); „In meiner Seele fühle ich eben diesen furchtbaren Schmerz des Verlustes – dass Gott mich nicht will – dass Gott nicht Gott ist – dass Gott nicht wirklich existiert …“ (S. 227)

Das von Kolodiejchuk herausgegebene Buch ermüdet durch seine ständigen Wiederholungen. In den Briefen und sonstigen Äußerungen der Ordensgründerin, der Kirchenführer, denen sie ihre inneren Qualen anvertraute, sowie in den häufigen Kommentaren des Herausgebers ist immer wieder das Gleiche zu lesen. „Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta“ sind aber trotzdem lesenswert, denn sie gewähren einen einzigartigen Blick hinter die Fassaden der alleinseligmachenden katholischen Kirche und offenbaren, dass diese weltweit bejubelte „Ikone der Nächstenliebe“ zumindest in der zweiten Hälfte ihres langen Lebens eine arme, verlorene Seele war.

Brian Kolodiejchuk (Hrsg.): Mutter Teresa. Komm, sei mein Licht. Die geheimen Aufzeichnungen der Heiligen von Kalkutta.

Pattloch, 2007, 448 Seiten.

Verfasser dieser Seite: Dr. Wolfgang Klosterhalfen, Düsseldorf